Hinweis: Wenn die Bilder "abgeschnitten" werden, nutzen Sie eine höhere Bildschirm- oder Browserauflösung oder öffnen Sie die Datei in einem Browserfenster ohne Frames.
Die Entwicklung des GTDS wurde 1991, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit dem Ziel der Bereitstellung einer einheitlichen Software für klinische Tumorregister begonnen. Zeitweise (1996-1999) wurde das Projekt im Rahmen des Informationszentrums für Standards in der Onkologie (ISTO) der Deutschen Krebsgesellschaft geführt. Inzwischen ist GTDS in über 35 Tumorzentren und onkologischen Schwerpunktkrankenhäusern im Einsatz (Abbildung vom September 2000). Weiterentwickelt und gepflegt wird es im Institut für Medizinische Informatik der Justus-Liebig-Universität Gießen von einer Arbeitsgruppe mit langjähriger Erfahrungen in der Tumordokumentation. Die Finanzierung des Aufwands für die Programmpflege erfolgt über Wartungsverträge mit den Nutzern (derzeit je nach Größe 440-880,-DM / Monat).
Mit GTDS kann ein weites Spektrum von Anwendungsgebieten abgedeckt werden - vom isolierten Einsatz in einer Krankenhausabteilung bis zum Einsatz in einem Tumorzentrum als regionsbezogenem System für mehrere Krankenhäuser. Dementsprechend vielfältig ist auch die Arbeitsweise - von der integrierten Dokumentation mit der Möglichkeit klinische Abläufe zu unterstützen (Übersichtsfunktionen, Chemotherapieplanung, Briefschreibung, ...) bis zur retrospektiven Erfassung von Dokumentationsbögen durch Dokumentare aus Krankenakten oder gut strukturierten Arztbriefen.
Inhaltlich basiert die Dokumentation auf der "Basisdokumentation für Tumorkranke" (5. Auflage, Zuckschwerdt-Verlag, 1999). Es besteht an bestimmten Stellen die Möglichkeit, das System ohne Programmierung um weitere Merkmale zu erweitern, so daß problemlos klinisch oder wissenschaftlich relevante Zusatzinformationen mit erfaßt werden können. In dieser Dokumentation ist die für die epidemiologischen Register benötigte Dokumentation enthalten, so daß abgesehen vom Initiieren des automatischen Exports hierfür keine weiteren Maßnahmen mehr erforderlich sind. Das klinische Register befindet sich somit im Zentrum eines onkologischen Datennetzwerkes, in dem Daten für die unterschiedlichen benötigten Zwecke zusammenlaufen und wiederverwendet werden können.
Mit Entwicklung des grafischen Benutzerinterfaces ist die Bereitschaft der Ärzte zur Dateneingabe gestiegen. Die folgenden Masken zeigen beispielhaft, wie eine Tumordiagnose dokumentiert wird.
In der Patientenauswahl werden Suchkriterien für den Patienten eingegeben:
In jedem Fall, auch bei neuen Patienten erfolgt eine Ähnlichkeitssuche über vorhandene Patienten.
Diese Suche findet auch Patienten, mit phonetisch ähnlicher Schreibweise, so daß Doppelaufnahmen weitgehend vermieden werden können. Erst mit "Neuaufnahme" wird der Patient in das System aufgenommen.
Bei den Patientenstammdaten sind in der Regel nur die üblichen Felder der ersten beiden Blöcke auszufüllen. Die weiteren Daten spielen nur bei manchen Registern für Abrechnungszwecke eine Rolle.
Sofern das Krankenhausinformationssystem eine Datenschnittstelle besitzt, können Stammdaten auch aus dem Krankenhausinformationssystem übernommen worden. Details des Übernahmemodus hängen von den jeweiligen Möglichkeiten ab und sind im Einzelfall zu klären. Bei Vorliegen der technischen Bedingungen können auch weitere Daten, wie Aufenthaltsdaten, ICD-Diagnosen oder Prozedurencodes übernommen werden.
Nach Aufnahme des Patienten werden die eigentlichen Tumordaten eingegeben. Dabei sind eine kompakte und eine ausführliche Maskenversion verfügbar.
Um die Dokumentation und insbesondere die Suche in den umfangreichen Katalogen der ICD-O zu vereinfachen, wurde eine Reihe von Tumorentitäten vordefiniert, so daß bei Auswahl einer solchen Entität bestimmte Felder vorbelegt werden können (in diesem Fall die Tumorlokalisation) oder zum Beispiel nur passende Histologien angezeigt werden. In gleicher Weise sind die Definitionen des TNM-Systems hinterlegt. Die ICD der Erkrankung und das UICC-Stadium können aus diesen Angaben berechnet werden und müssen nicht eingegeben werden. Sofern bestimmte Situationen vorliegen (schwerwiegende Begleit- oder Folgeerkrankungen, Metastasen), können diese in Detailmasken hinterlegt werden. Die wenigen zusätzlichen Daten für die epidemiologischen Register, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden, sind in einer Detailmaske untergebracht.
Diese Abbildung zeigt eine vollständig ausgefüllte Diagnosemaske. Die grafischen Bedienelemente (z.B. sog. Listboxen) garantieren bereits im wesentlichen die formale Korrektheit der Daten. Inhaltliche Widersprüche werden durch weitergehende Plausibilitätsprüfungen, die parametrisierbar bei bei jedem Verlassen der Maske durchgeführt werden, aufgedeckt.
Am Beispiel der operativen Therapie wird hier gezeigt, welche Daten für die Therapiedokumentation erforderlich sind.
Als Codesystem wird der auch in der OP-Dokumentation benutzte amtliche Operationenschlüssel benutzt, so daß entsprechende Codes übernommen werden können.
Jede Therapie wird durch eine Verlaufsbeurteilung bewertet:
Dabei werden selbstverständlich Daten zur Therapie bereits vorbelegt, so daß praktisch nur die Daten zur aktuellen Situation eingetragen werden müssen.
Mit der Angabe zur Primärtherapie sind die für die epidemiologischen Register notwendigen Daten abgeschlossen, wobei in der Regel die ausführlichen Daten wie die oben gezeigten OP-Daten nicht benötigt werden, sondern die hier gezeigten globalen Angaben zu den Therapiemodalitäten ausreichen.
Verlaufsdaten sind das zentrale Element für die Follow-up Beurteilung, die unter klinischen Aspekten natürlich eine große Bedeutung hat. Hier werden Rezidive, aber auch Nachsorgeergebnisse ohne pathologische Befunde erfaßt.
Für die häufigsten klinischen Situationen existieren Muster von Vorgabewerten, mittels derer mit wenigen Eingaben eine Maske komplett ausgefüllt werden kann.
Bei Vorliegen entsprechender gesetzlicher Voraussetzungen besteht die Möglichkeit zur Übernahme von Sterbedaten (einschließlich Todesursachen) aus dem epidemiologischen Krebsregister. Mit dem Gemeinsamen Krebsregister in Berlin wird dieses Verfahren seit einigen Jahren erfolgreich durchgeführt. Hiermit kann zumindest die Überlebenszeit für einen Großteil der Patienten bestimmt werden, auch bei nicht tumorbedingtem Tod, was natürlich das Bemühen um Follow-up Information bei Tumoren mit langen Überlebenszeiten oder hohen Heilungsraten nicht vollständig ersetzen kann. Für Patienten, die nicht mehr in der eigenen Einrichtung betreut werden, existieren automatisierte Nachfrageroutinen bei weiterbetreuenden Ärzten oder Meldeämtern.
Die beiden folgenden Abbildungen zeigen die Eingabemasken für die ausführliche Dokumentation der Strahlentherapie und der systemischen Therapien.
Für die Strahlentherapie gibt es die Möglichkeit "Mustertherapien" zu hinterlegen, die ähnlich dem Vorgehen bei Verläufen eine Reihe von Vorbelegungen ermöglichen.
Systemische Therapien können selbstdefinierten Protokollen zugeordnet werden, die ebenfalls eine Reihe von Vorbelegungen bis hin zur Berechnung von Chemotherapiedosen ermöglichen.
Bereits in der Beispieldokumentation wurde gezeigt, daß GTDS alle Daten der Abteilung zuordnet, die die Daten eingegeben hat. Die retrospektive Aufarbeitung einer kompletten Tumorakte ist immer relativ aufwendig, da ein Arzt einer bestimmten Abteilung selten alle Details erinnert und die Suche in Krankenakten Zeit in Anspruch nimmt. Die Stärke des GTDS liegt im interdisziplinären Bereich, d.h. in der Möglichkeit zur gemeinschaftlichen Nutzung von Daten verschiedener Fachabteilungen.
Im folgenden sollen einige weitere Nutzungsmöglichkeiten des GTDS, die über die reine Dokumentation hinausgehen, gezeigt werden.
Wenn jede Fachabteilung zeitnah ihren Beitrag zur gemeinsam genutzten Tumorakte erbringt, reduziert sich der Dokumentationsaufwand für die in der Betreuung folgenden Abteilungen, da Daten immer nur ergänzt werden müssen. Optimalerweise geschieht dies im Online-Zugriff. Wo dieser aus technischen oder organisatorischen Gründen nicht zur Verfügung steht, werden Druckfunktionen eingesetzt, die die vorhandenen Informationen in übersichtlicher und dem Anwendungszweck (Gesamtübersicht, Nachsorgedokumentation usw.) angemessener Weise darstellen, so daß auch auf diesem Weg nur noch Ergänzungen eingebracht werden müssen. Dabei gilt insbesondere für den Online-Zugriff folgendes Prinzip:
Der Mehrwert, der durch die direkte und gemeinschaftliche Nutzung der Daten des Registers entsteht, soll dem früher bei Registersystemen oft entstandenen Eindruck eines Datenfriedhofes entgegenwirken.
Dazu bietet GTDS zahlreiche, klinisch einsetzbare Funktionen:
Insbesondere in Situationen, wo GTDS die benötigte Funktionalität weitgehend abdeckt, zum Beispiel in rein onkologischen Sprechstunden, Stationen oder Tageskliniken, wird die dazu erforderliche Eingabe weiterer Daten wie Untersuchungsbefunde oder freitextlicher Zusatzangaben akzeptiert.
Die folgende Abbildung zeigt die Nutzung des GTDS einer onkologischen Tagesklinik für die Arztbriefschreibung.
Mit speziellen Anzeigefunktionen werden die wichtigsten Daten einer Erkrankung in übersichtlicher Form präsentiert. Gleichzeitig bekommt der Benutzer die Möglichkeit, ereignisorientiert (neue Diagnose, neues Rezidiv, ...) die jeweils korrekten Erfassungsmasken für das Hinterlegen neuer Informationen aufzurufen.
Auf der Basis standardisierter Dokumentation sind interinstitutionelle und registerübergreifende Auswertungen möglich. Als Beispiele können Feldstudien genannt werden, die zur Zeit die Qualität der Versorgung bei bestimmten Tumoren in unterschiedlichen Regionen untersuchen. Das Register fungiert dabei zum einen als organisatorische Basis. Zum anderen kann GTDS aufgrund seines modularen Aufbaus leicht um weitere Merkmale erweitert werden, die die Erfassung studienspezifischer Parameter ermöglichen. In ähnlicher Weise wurde ein Modul für die Melanomdokumentation implementiert, das die Erfassung und den Export der für das Zentrale Melanomregister erforderlichen Daten ermöglicht.
Ein Modul zum Studienmanagement ermöglicht darüber hinaus die Dokumentation von Studieninformationen zu Adressen, Eingangskriterien, Studienarmen und -schichten sowie die Registrierung der Teilnahmedaten von Patienten.
Da die Datenstruktur offengelegt ist, sind Auswertungen der zugrunde liegenden Datenbank in jeder Hinsicht möglich. Für einfache Routinestatistiken stehen vordefinierte Berichte zur Verfügung. Da die Variation von Fragestellungen jedoch letztendlich nie vorhersehbar ist, andererseits das notwendige Datenbankwissen nicht immer vorhanden ist, wurde ein Auswertungsmodul mit den wichtigsten üblichen Parametern entwickelt. Dieses Modul stellt einen Standarddatensatz zur Übergabe an Statistikpakete zur Verfügung.
Da die meisten Register durch Follow-up und Nachsorgemanagement auch Daten aus dem niedergelassenen Sektor halten, wächst über die bereits genutzten papiergestützten Methoden hinaus das Interesse an direkt vernetzter Kommunikation für Information und Dateneingabe. Selbstverständlich sind hierfür jeweils sprechende datenschutzrechtliche Randbedingungen zu implementieren. Der Zugang zu bestimmten Daten und Funktionen des GTDS über Webbrowser befindet sich in Entwicklung.
GTDS ist ein verbreitetes Tumordokumentationssystem mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Die Dateneingabe basiert auf Dokumentationsstandards und nutzt international gebräuchliche Klassifikationen. Zahlreiche Funktionen erleichtern die korrekte Dokumentation. Der Umfang der einzugebenden Daten kann dabei in Abhängigkeit von der gewünschten Funktionalität variieren von der Mindestanforderung der auch epidemiologisch benötigten Daten bis zu klinisch integrierter Dokumentation mit der Möglichkeit zur Planung und Befunddokumentation. Schnittstellen zu epidemiologischen Registern und zu Krankenhausinformationssystemen ermöglichen die Wiederverwendbarkeit von Daten und reduzieren den Erfassungsaufwand.